Therapieverlauf
Zur Verbesserung des Sexuallebens im Alltag gibt es viele Möglichkeiten.
Die Sexualtherapeuten Masters und Johnson entwickelten praktische Übungen und arbeiteten direkt am Sexualverhalten des Betroffenen. Solche verhaltensorientierten und Paar-orientierten Übungen sind heute Bestandteil jeder guten Sexualtherapie. Bei den Übungen werden die Partner des Klienten als Hilfstherapeut eingesetzt. Dabei geht es um grundlegendes Wissen über den Körper und die sexuelle Energie, um die eigene Wahrnehmung über sich selbst und um die eigene Lust, die oft neu entdeckt werden muss. Es geht dabei auch um die Wahrnehmung des Partners und dessen Lust, um den Ausdruck von Wünschen und Gefühlen und das gemeinsame Gespräch, um Erfahrung und Übung von Atem, Berührung, Massage, Erregung und Erleben des Höhepunktes.
Besonders erfolgreich sind übergreifende integrierte sexualtherapeutische Verfahren, bei denen analytische, systemische, verhaltenstherapeutische und kathartische Methoden verbunden und die Sexualpartner in die Therapie einbezogen werden, oft ergänzt durch Selbsterfahrung in tantrischen und therapeutischen Gruppen. Integrierte Ansätze sind in den USA verbreitet, in Deutschland noch selten.
Für Klienten ohne Sexualpartner arbeiten einzelne Sexualtherapeuten mit Prostituierten mit therapeutischer Kompetenz als Ersatzpartner zusammen. Sexueller Kontakt zwischen Therapeut und Klient wird von den Standesorganisationen als Missbrauch verurteilt und ist in vielen Ländern strafbar (Schweiz: Art. 193 Abs. 1 StGB, Deutschland: § 174 c StGB), Nur wenige Therapeuten erfüllen gleichzeitig die Rolle als Therapeut, Lehrer und Übungspartner. Die Bedeutung körperlicher Erfahrung und körperlicher Begegnung in der Therapie wird aber zunehmend erkannt.
In der Urologie werden Sexualstörungen meist als „Funktionsstörung“ betrachtet. Urologen sind spezialisiert auf chirurgische, medikamentöse und Hormon-Behandlung (beispielsweise Prostata-Operation, Sildenafilbehandlung, Testosteronbehandlung). Sexualtherapie gehört nur selten zum Angebot des Urologen.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin betrachtet man Sexualstörungen nach der Fünf-Elemente-Lehre als Folge von „Schwäche des Nieren-Yang“ verbunden mit einem „Leber-Qi-Syndrom“ (wie auch die Depression) und behandelt mit entsprechender Akupunktur und Ernährungsverschreibungen (Zinkmangel = Testosteronmangel).