Homosexualität und Beruf
Ein besonderes Problem ergibt sich für Homosexuelle, die zum Beispiel öffentlich angestellt sind (Lehrer, Bewährungshelfer), in der Jugendarbeit tätig sind (Erzieher, Heimleiter, Betreuer) oder einer Beschäftigung im christlich-religiösen Leben nachgehen (Pfarrer, Priester). Homosexuelle Lehrerinnen und Lehrer und Jugendleiterinnen und Jugendleiter werden wegen unterstellter Beeinflussung der Kinder in einigen Fällen mit erheblichem Druck abgelehnt. Politiker, die offen zu ihrer Homosexualität stehen, konnten sich erst in jüngerer Zeit profilieren. Bekannte Beispiele dafür sind der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), dessen Outing in die Sprachkultur einging: Ich bin schwul, und das ist auch gut so, der Bürgermeister von Hamburg Ole von Beust (CDU) und der Bundesvorsitzende der FDP Guido Westerwelle. Schwule oder lesbische leitende Angestellte (auch Manager) werden manchmal als kompromittierbar (erpressbar) angesehen. Dass sie daher oft in (Schein-)Eheverhältnissen leben, wird zwar immer wieder in der Literatur erwähnt, ist aber schwer nachweisbar. Die Entwicklung innerhalb der Wirtschaft geht dagegen eher in die Richtung, dass Unternehmen gezielt Homosexuelle als Mitarbeiter fördern und unterstützen, um auch in der Belegschaft die Gesellschaft widerzuspiegeln (Diversity Management). Mit der Verabschiedung der europäischen Richtlinien zur Antidiskriminierung im Arbeitsrecht sind Kündigungen und sonstige diskriminierenden Maßnahmen aufgrund Bekanntwerdens der homosexuellen Identität von Mitarbeitern in der Privatwirtschaft sowie von Angestellten und Beamten im öffentlichen Dienst in den Mitgliedstaaten der EU unzulässig.
Homosexuelle Beschäftigte in den Kirchen
Katholische Geistliche mit homosexueller Veranlagung werden zunehmend wahrgenommen, wobei gelebte Homosexualität, wie bei allen kirchlichen Angestellten, jedoch meist als nicht mit dem christlichen Glauben vereinbar angesehen wird. 2005 hat die katholische Kirche eine Instruktion veröffentlicht, in der Personen mit „tiefsitzenden homosexuellen Tendenzen“ und Unterstützer einer homosexuellen Kultur als nicht geeignete Kandidaten für ein Weiheamt (Priester, Diakon) angesehen werden. Personen mit leichten homosexuellen Tendenzen (zum Beispiel „Knasthomosexualität“, Teenagererlebnisse) müssen diese mindestens drei Jahre vor der Diakonweihe überwunden haben. Angestellte der katholischen Kirche, welche eine Lebenspartnerschaft eingehen, werden, vergleichbar zu geschiedenen Kollegen, die erneut heiraten, meist wegen Unvereinbarkeit mit dem Glauben entlassen. In einzelnen kirchennahen katholischen Organisationen kann auch bereits ein Chatprofil bei einem Internetportal für Homosexuelle zu einer fristlosen Entlassung führen, wenn es der Organisationsleitung zugetragen wird (siehe Kirchen als Tendenzbetrieb). Eine solche Kündigung hatte aber vor dem Arbeitsgericht Frankfurt keinen Bestand.
Demgegenüber sind Beschäftigte (auch Pastoren) in den evangelischen Landeskirchen der EKD von einer arbeitsrechtlichen Kündigung oder Disziplinarmaßnahme nicht bedroht, wenn sie mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin eine standesamtliche Lebenspartnerschaft eingehen oder ihre homosexuelle Identität in sonstiger Weise bekannt wird. In einigen Landeskirchen der EKD sind sie sogar besoldungsrechtlich zur Ehe gleichgestellt, was auch in der altkatholischen Kirche der Fall ist.
Bundeswehr
In der Bundeswehr stoßen Homosexuelle noch immer auf Zurückhaltung. Insgesamt hat – nicht zuletzt durch den zunehmenden Anteil von Soldatinnen – die Bundeswehr ihr Bewusstsein für Sexualität weiterentwickeln müssen. Mit dem „Sexualerlass“ zur Zentralen Dienstvorschrift (ZDv) 14/3 ist eine Diskriminierung verboten worden. Mit der letzten Änderung im Juli 2004 ist nach jahrzehntelanger Ächtung homosexueller Vorgesetzter, die unter Billigung höchstrichterlicher Rechtsprechung mit Versetzungen und sogar Entlassungen rechnen mussten, ein liberalerer Umgang mit der Sexualität gewählt worden. Mittlerweile setzt sich für die Belange homosexueller Menschen in der Bundeswehr auch der Arbeitskreis homosexueller Angehöriger der Bundeswehr (AHsAB e. V.) ein.
Künftig sind grundsätzlich alle Beziehungsformen in den Privatbereich verwiesen. Homosexuelle Beziehungen können außer Dienst auch innerhalb militärischer Anlagen gepflegt werden, auch spielt der Dienstgrad der Beziehungspartner keine Rolle mehr.
Profifußball
Siehe auch: „Homophobie im Profifußball“ im Artikel Homophobie
Folgt man Statistiken zum Vorkommen von Homosexualität in der männlichen Bevölkerung, müssten in den Bundesligen mehrere schwule Spieler spielen. Die Fußballzeitschrift Rund ging im Rahmen einer Themenwoche sogar davon aus, dass mindestens drei schwule Teams in den Bundesligen spielen müssten.Während mehrere Spielerinnen der Fußball-Bundesliga der Frauen offen homosexuell leben, ist kein entsprechender Fall eines männlichen Spielers bekannt. Mehrere wissenschaftliche Arbeiten und journalistische Berichtehaben dieses Phänomen seit der letzten Jahrhundertwende umfassend beschrieben und auf die homophobe Sondersituation des deutschen Fußballs gerade auch gegenüber anderen primär „männlich geprägten“ Spitzensportarten hingewiesen. Der einzige Profi-Fußballer, der sich zu seiner Homosexualität bekannte, war Justin Fashanu, Spieler in der englischen Premier League. Der sich in der Folge ergebende immense öffentliche Druck überforderte ihn jedoch. 1998, acht Jahre nach seinem Coming-out, erhängte er sich. Nach seiner sportlichen Karriere outete sich im November 2007 der deutsche Profi-Fußballer Marcus Urban.
Situative HomosexualitÄT
Unter dem soziologischen Begriff situationsbezogene Homosexualität (engl. Situational Homosexuality), die in der Psychiatrie noch als Pseudohomosexualität bezeichnet wird, versteht man gleichgeschlechtliche Handlungen von Personen, welche nach standardmäßiger Definition keine homosexuelle, ja nicht einmal eine bisexuelle Orientierung haben, also heterosexuelle Sexualkontakte bevorzugen. Grundgedanke ist, dass die Aktivität nie passiert wäre, wenn sich die Menschen nicht in einer ungewöhnlichen Situation befunden hätten. Männner werden auch der Gruppe der heterosexuellen Männer, die Sex mit Männern haben (englisch: Straight Men Who Have Sex with Men, SMSM) zugerechnet.Situationsbedingte Homosexualität kommt vor allem in Umgebungen vor, in denen über längere Zeit nur Personen des gleichen Geschlechts leben. Als typische Orte gelten Haftanstalten, Erziehungsanstalten, Schiffe auf See, U-Boote, Bohrinseln, Kasernen, Klöster und Konvente, Internate, Sportteams auf Tournee und abgelegene Arbeitslager etwa bei Minen oder Großbauprojekten. Vor allem dort wird sie auch als Not-Homosexualität, Knasthomosexualität und während des Nationalsozialismus als Lagerhomosexualität bezeichnet. In der Wissenschaft spricht man manchmal auch von bisexuellem Sexualverhalten, homosexuellen Ersatzhandlungen oder experimenteller Homosexualität. Unter situativer Homosexualität fällt auch oft mannmännliche Prostitution und diese ist Standardbeispiel in der Psychiatrie für Pseudohomosexualität. Jugendliche gleichgeschlechtliche Handlungen werden nur in getrenntgeschlechtlichen Umgebungen dazugezählt, in der Psychiatrie werden sie als Entwicklungshomosexualität bezeichnet. Einige Aspekte in dieser sonst eigenen Betrachtung von Jugendlichen sind aber der situativen Homosexualität sehr ähnlich.
Reverend Louis Dwight berichtete 1826 über die Verhältnisse in amerikanischen Gefängnissen. Dies ist der früheste Bericht über amerikanische Strafanstalten. Josiah Flynt beschrieb 1899 situationsbezogenen Sex bei den amerikanischen Hobos, mit denen er reiste. Hans Otto Henel beschrieb 1926 in Eros im Stacheldraht die Situation im ersten Weltkrieg, was Karl Plättner zu seinem 1929 erschienen Werk Eros im Zuchthaus inspirierte. Viele erotische Phantasien und Geschichten spielen in Settings mit situativer Homosexualität.
Nachdem viele Gesellschaften homosexuelle Identität und offen homosexuelles Leben ablehnen, ist es oft schwer herauszufinden was hinter einer individuellen heterosexuellen Identität steckt. Manchmal kann auch sozialer Druck und internalisierte Homophobie zu einer solchen Identität führen. Möglicherweise würden sich mehr Menschen als bisexuell identifizieren, wenn es sowohl von der heterosexuellen und wie auch der homosexuellen Gesellschaft mehr akzeptiert werden würde. Das Konzept der situativen Homosexualität wirft Fragen auf inwiefern letztendlich aktives Sexualverhalten interne Wünsche ausdrückt und durch externe Umstände beeinflusst wird. Sexuelle Orientierung ist ein sehr komplexes System mit unendlich vielen Zwischenstufen zwischen zwei Extremen oder auf zwei getrennten Skalen und genauer betrachtet sogar gleichzeitig auf mehreren emotionalen Ebenen. Die Entbehrung gegengeschlechtlicher Sexualkontakte wird von unterschiedlichen Personen verschieden bewältigt. Schon im späten 19. Jh. realisierte man, dass manche Individuen niemals gleichgeschlechtliche Aktivität zeigen, egal wie lange und wie intensiv sie heterosexuellen Kontakt entbehren. Ebenso zeigen auch viele homosexuelle Menschen keine heterosexuelle Aktivität, auch wenn Homosexualität repressiv behandelt wird und praktisch nicht durchführbar ist. Grundsätzlich geht man davon aus, dass durch nicht der sexuellen Orientierung entsprechende Handlungen dieselbe nicht beeinflusst wird. Dazu nicht im Widerspruch zeigen kulturübergreifende Vergleiche, dass gleichgeschlechtliches Sexualverhalten in Situationen gegengeschlechtlicher Entbehrungen öfter vorkommt, vor allem bei Männern in ihrer sexuellen Hauptzeit. In vielen Kulturen ist situationsbezogene Gleichgeschlechtlichkeit toleriert, obwohl dies zu offen gleichgeschlechtliches Leben oder gleichgeschlechtliches Leben nach „westlichem“ Identitätsmodell nicht ist. Manche sozialen Analysten gehen davon aus, dass situative Homosexualität verwendet wird um Homophobie und Biphobie zu bekräftigen, indem jenen, die homosexuelle Sexualkontakte in gleichgeschlechtlichen Umgebungen haben, erlaubt wird sich weiter als heterosexuell zu definieren. Oft wird in solchen Umgebungen zwischen „echten Homosexuellen“ und jenen die heterosexuell bleiben unterschieden. Erstere sind sozial stigmatisiert, während ihr Partner es nicht ist. Durch diese Unterscheidung wird Homophobie bestärkt, obwohl gleichgeschlechtliche Aktivität toleriert wird. Auch wenn sie oft stillschweigend erwartet wird und zu einem gewissen Grad toleriert wird, wird trotzdem erwartet, dass sie versteckt bleibt. Wird sie öffentlich sichtbar, so wird sie bestraft, selbst wenn jeder davon gewusst hat. Der „echte Homosexuelle“ wird dabei oft härter bestraft als sein mutmaßlich heterosexueller Partner, welcher vorgeblich nur aus der Situation heraus handelt.Oft wird die Unterscheidung auch dadurch getroffen, wer beim Sex „aktiver/männlicher“ und wer „passiver/weiblicher“ Partner ist. Diese Anzeichen zeigten ich beispielsweise auch in Südeuropa und vor allem im Orient (Nordafrika bis Pakistan) mit streng getrenntgeschlechtlicher Gesellschaft, wohin viele Europäer vor der hier schon herrschenden starken Ablehnung „flüchteten“ und welcher hierzulande teilweise einen schlechten Ruf hatte. Erst in den 1960ern änderte sich dort die Haltung, manchmal existieren aber noch alte Traditionen weiter oder flammen wieder auf.
Vor allem in Gefängnissen, aber auch in Erziehungsanstalten, ist sexuelle Befriedigung nur ein Teilaspekt, die Ausübung von Macht, Erhalt der eigenen Männlichkeit durch den psychisch heterosexuell und oft nicht einmal als homosexuelle Handlung angesehenen Verkehr – solange man der Aktive bleibt oder unter Gewaltanwendung gezwungen wird – und der Status in der geschlossenen Gesellschaft ist ein Hauptaspekt. Auch ethnische Konflikte spielen dabei eine Rolle. Wünsche des passiven Partners zählen meist nicht und ihm wird die Männlichkeit genommen. Untergeordnet spielt auch die generelle menschliche Sehnsucht nach Zuneigung und Bindung eine Rolle. Paarbeziehungen von einem Beschützer und einem Beschützten basieren auf einer sehr starken Anpassung an das heterosexuelle Modell, das die Gefangenen von der Straße mitbringen; sexueller Stellungswechsel ist selten, und wenn er vorkommt, wird er immer sehr geheim gehalten. Ein weiterer Faktor ist Prostitution als interne Währung sowie als Ausbeutung der Untergeordneten. Mehr als in der Außenwelt muss man eine Dreiteilung machen zwischen freiwilligem Sexualverhalten, gewalttätigen Vergewaltigungen und sexuellen Handlungen „um des Überlebens willen“. Ein großes Druckmittel sind dabei durchgeführte oder angedrohte Gruppenvergewaltigungen. Das Phänomen ist generell sehr wenig wissenschaftlich erforscht, in Hinblick auf das System und nicht aus antihomosexueller Sichtweise, am meisten noch in den USA. Das Durchschnittsalter in den US-amerikanischen Haftanstalten beträgt etwa 28 Jahre, wobei fast drei Viertel der Gefangenen unter 35 Jahre alt sind und damit im sexuell aktivsten und körperlich aggressivsten Alter sind. Sie stammen überwiegend aus den Unterschichten und der Arbeiterklasse und sind zu einem großen Teil Schwarze. Jede sexuelle Aktivität seitens der Gefangenen ist in allen Gefängnissen verboten und wird bei konkretem Anlass wirklich – oft auch gegenüber Vergewaltigungsopfern – durch Disziplinierungmaßnahmen (bis hin zu Isolationshaft, Verlust von Hafterleichterungen und Ablehnung von Entlassung auf Bewährung) geahndet, im Gegensatz zu den nicht so konsequent durchgesetzten früher bestehenden „Sodomiegesetzen“ der Bundesstaaten. Was nicht offensichtlich ist, wird wegen der erhofften friedensstiftenden Wirkung in der Institution oft geduldet und nicht näher betrachtet. Als Beispiel für eine Größenordnung sei eine Untersuchung aus dem Jahre 1982 genannt, wo 65% aller in einer Stichprobe befragten Gefangenen angaben in diesem Gefängnis sexuell aktiv gewesen zu sein. Von den sich selbst als heterosexuell beschreibenden berichteten 55% von sexuellen Aktivitäten, wobei sich die Zahl der sexuell aktiven Heterosexuellen auf 35% der Weißen, 81% der Schwarzen und 55% der Hispanics verteilen. Verheiratete Heterosexuelle, die eheliche Besuche erhalten konnten, beteiligten sich häufiger, nicht weniger, am Sex mit anderen Gefangenen. Es bestehen Unterschiede zwischen Strafanstalten, Haftanstalten, Polizeigefängnissen und Jugendgefängnissen. Der Hauptgrund für die Begrenzung der Rate liegt am Mangel an passiven Partnern. Jene, die sich nicht am Sex beteiligen, beteiligen sich dennoch oft am System indem verbale Bemerkungen gemacht werden und versucht wird andere in die passive Rolle zu drängen. Im Gegensatz zu sexuellen Phantasien einiger urteilen die Homosexuellen, dass der Sex draußen wesentlich besser sei.
BDSM
→ Hauptartikel: BDSM
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich aus der US-amerikanischen Motorradfahrer-Subkultur die männliche homosexuelle Lederszene, auf die sich weite Teile des heutigen BDSM-Gedankenguts zurückführen lassen.
In seinem 1972 veröffentlichten Buch Leatherman's Handbook fasste Larry Townsend diese Ideen zusammen, die man später als „Old Guard“-Lederbewegung bezeichnen sollte. Der in diesem Werk beschriebene Verhaltenskodex basierte auf strengen Formvorschriften und festgeschriebenen Rollen in Bezug auf das Verhalten der Beteiligten (beispielsweise kein Switchen) und hatte noch keinen echten Bezug zu Lesben und Heterosexuellen. Die sogenannte New-Guard-Lederbewegung entstand in den 1990er Jahren als Reaktion auf die der Old Guard-Lederbewegung zugrunde liegenden Beschränkungen. Diese neue Ausrichtung begrüßte das Switchen und begann, einerseits geistige Aspekte in ihr Spiel zu integrieren und andererseits zunehmend die strikte Rollenauffassung und Ablehnung von Heterosexuellen und (lesbischen) Frauen durch die alte Bewegung aufzugeben. Im Sommer 1979 entstand mit Samois erstmals eine feministische Lesben-Gruppe, die sich in den 1980er Jahren politisch für die Rechte von lesbischen Sadomasochistinnen engagierte. Ihr 1981 veröffentlichtes Buch Coming to Power führte schließlich auch in der lesbischen Gemeinschaft zu einer erhöhten Akzeptanz bzw. zu mehr Verständnis gegenüber der BDSM-Thematik. Die Gruppe nahm gegen den Widerstand der Organisatoren gemeinsam mit der BDSM-Gruppe Janus an der Veranstaltung Gay Freedom Day Parade teil und trug dabei erstmals T-Shirts mit der Aufschrift „The Leather Menace“. Dies gilt als erstes offenes Auftreten einer sadomasochistischen Lesben-Gruppe auf einer öffentlichen Veranstaltung. Die offene Teilnahme der Gruppe bei dieser Veranstaltung machte erstmals Differenzen zu Teilen der nicht sadomasochistischen Lesben deutlich, die BDSM als problematisch und Grundlage von Frauenhass wie Gewaltpornographie ansehen.
In Folge kam es zu massiven Streitigkeiten in der lesbischen Subkultur. Die resultierenden ideologischen Kontroversen währten jahrzehntelang und legten die Grundlage für eine bis heute andauernde Auseinandersetzung, die im angelsächsischen Raum unter der Bezeichnung Feminist Sex Wars bekannt ist. Hierbei kam es zu teilweise äußerst aggressiv ausgetragenen Konflikten mit verschiedenen feministischen Organisationen wie Women Against Violence in Pornography and Media (WAVPM) und Women Against Pornography. Prominente Vertreterinnen der sich hieraus ergebenden theoretischen Diskussion sind zum Beispiel Pat Califia und Gayle Rubin auf der einen und Andrea Dworkin und Catharine MacKinnon auf der anderen Seite. Die Aktivitäten der BDSM-Befürworterinnen führten zur Entwicklung des Sexpositiven Feminismus. Der Diskurs über die Legitimität weiblichen Sadomasochismus hält bis heute an. Im deutschsprachigen Raum nahm die Diskussion um die PorNO-Kampagne die wichtigsten Argumente und Forderungen der antipornografischen Seite auf, eine vergleichbar intensive Diskussion unter Feministinnen blieb jedoch weitestgehend aus, da die Thesen der Debatte überwiegend nur in kritischen Teilaspekten eine Rolle spielten.
AIDS
→ Hauptartikel: AIDS
Zur Emanzipation der Schwulen trug – neben der Öffentlichkeitsarbeit – auch die sogenannte AIDS-Epidemie zu Beginn der 1980er Jahre in erheblichem Maße bei. Dies klingt zunächst widersprüchlich, da sich AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) in den westlichen Ländern, vermutlich aufgrund der höheren Promiskuität und der hohen Ansteckungsgefahr insbesondere bei Analverkehr, zunächst stark in schwulen Kreisen verbreitete.
Durch die von den AIDS-Hilfen und der deutschen Bundesregierung angestoßenen Aufklärungskampagnen rückte das Tabu-Thema Homosexualität aber stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Dadurch wurde nicht nur Aufklärung über das HI-Virus und das dadurch ausgelöste Krankheitsbild AIDS erreicht, sondern auch für sicherere Sexualpraktiken (Safer Sex) als Vorsichtsmaßnahme geworben. Dabei konnten viele Fehlmeinungen und Vorurteile im gesellschaftlichen Bewusstsein über Schwule und Lesben korrigiert werden. Es lässt sich eine stetig steigende Toleranz in der Bevölkerung gegenüber Homosexualität feststellen. Die moralischen Gesellschaftswerte haben sich verschoben, auch wenn manche Menschen Homosexualität verurteilen oder homosexuelle Menschen abwerten.
Viele Menschen bringen schwule Sexualität automatisch mit AIDS in Verbindung. Schwule sind jedoch nach herrschender medizinischer Ansicht nur dann dieser besonderen Risikogruppe zuzurechnen, wenn sie häufig ungeschützten Analverkehr bzw. Verkehr mit wechselnden Sexualpartnern haben, da die Verletzungs- bzw. Infektionsgefahr bei analer Penetration drastisch höher ist als bei vaginaler Penetration und Promiskuität allgemein dem Risikoverhalten für sexuell übertragbare Krankheiten zuzurechnen ist.
Blutspenden
In Deutschland sind ausnahmslos alle schwulen oder bisexuellen Männer dauerhaft ausgeschlossen, Blut und andere Blutprodukte wie Knochenmark und Blutplasma zu spenden, egal wie ihr persönliches Risikoverhalten ist. Hingegen hängt die Erlaubnis zur Blutspende bei heterosexuellen Personen sowie lesbischen und bisexuellen Frauen vom individuellen Sexual- und Risikoverhalten und nicht pauschal von ihrer sexuellen Orientierung ab. Durch die Richtlinien zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen – welche für alle Blutspendedienste bindend sind – sind alle Personen dauerhaft ausgeschlossen, „deren Sexualverhalten oder Lebensumstände ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten (HBV, HCV oder HIV) bergen.“ Als erläuternde Beispiele sind Häftlinge, Prostituierte beiderlei Geschlechts und allgemein „homo- und bisexuelle Männer“ ohne nähere Spezifikation angeführt.[42] Die Bundesärztekammer, die gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut und dem Paul-Ehrlich-Institut für die Erarbeitung dieser Richtlinien zuständig ist, begründet das mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko schwerer Infektionskrankheiten. Tatsächlich fällt, verglichen mit anderen Bevölkerungsgruppen, eine signifikant hohe Zahl von HIV-Neuinfektionen auf homosexuelle Männer. Dieser Unterschied wird unter anderem auf den häufigeren Wechsel von Sexualpartnern unter schwulen Männern und ein höheres Infektionsrisiko beim Analverkehr gegenüber dem vaginalen Geschlechtsverkehr zurückgeführt. Kritiker verlangen jedoch, Risikoverhalten nicht pauschal an homosexueller Orientierung festzumachen, sondern alle Blutspender nach ihrem Risikoverhalten zu befragen. Im Moment würden auch homosexuelle Männer ausgeschlossen, die kein solches Risikoverhalten aufweisen, und heterosexuelle Menschen zugelassen, die beispielsweise aufgrund häufigen Analverkehrs ein erhöhtes Risiko aufweisen. Um also Transfusionen sowohl möglichst sicher zu machen als auch die Engpässe bei Blut- und Knochenmarkspenden zu bekämpfen, müssten die Richtlinien überarbeitet werden, so die Kritiker.
Auch in Österreich gibt es in der Blutspendeverordnung einen dem obigen Zitat gleichwertigen Satz. Je nach Organisation steht bei den Fragebögen die Erklärung „dauerndes Risikoverhalten wie gleichgeschlechtlicher Verkehr“ oder „jemals […] als Mann Sex mit einem Mann […] Betrifft auch Partner von Personen mit den angeführten Risiken.“Nach dieser Formulierung sind auf Lebenszeit alle Männer ausgeschlossen, die irgendwann in ihrem Leben einen männlichen Sexualkontakt hatten, gleich welcher Art (oral, anal, manuell), egal ob geschützt oder ungeschützt, egal mit wie vielen Partnern. Heterosexuelle werden jedoch nur ausgeschlossen, wenn sie ungeschützten Verkehr hatten, und auch in diesem Fall nur, wenn sie das mit wechselnden Partnern tun. Am 21. Juni 2007 hat Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die den Fragebogen überarbeiten soll. Über Ergebnisse ist noch nichts bekannt.
In der Schweiz sind „Männer, die seit 1977 mit einem oder mehreren Männern sexuellen Kontakt hatten“ ausgeschlossen. In Großbritannien sind ebenfalls alle Männer, die jemals mit anderen Männern Sex hatten, auf Lebenszeit ausgeschlossen.Eine britische Studie stellt fest, dass Blutspenden kein Menschenrecht ist, Abweisungskriterien aber auf klarer Evidenz von Risikoverhalten beruhen müssen und keinen Menschen nur aufgrund seiner sexuellen Neigung oder seiner Herkunft ausschließen sollen.
In anderen Ländern, in denen ähnliche Verbote bestanden, wurden diese teilweise abgeschafft, so zum Beispiel 2001 in Italien und 2003 in Spanien In Südafrika sind seit Ende 2006 alle ausgeschlossen, die im letzten halben Jahr Oral- oder Analverkehr hatten, gleich welcher sexuellen Orientierung.